Eine aus tiefer Empfindung geborene, alles umfassende, alle Menschen umarmende Komposition, die den Rahmen des Dagewesenen sprengte: Damit lässt sich Beethovens 9. Symphonie mit der »Ode an die Freude« ebenso beschreiben wie seine kurz zuvor vollendete, monumentale Missa solemnis. Als sein »größtes Werk« bezeichnete der Tonschöpfer selbst die überirdische Komposition, dessen Entstehen zunächst mit einem ganz handfesten Wunsch verbunden war: Zur Inthronisation von Erzherzog Rudolph als Erzbischof von Olmütz sollte der Förderer eine »Missa solemnis« erhalten, ein Werk also, dessen feierlicher Anlass auch durch festlich-repräsentative Klänge mit Pauken und Trompeten greifbar wird. Rechtzeitig fertigstellen konnte sie Beethoven allerdings nicht - zu tief führte das Projekt den Komponisten zu den Fragen nach der eigenen Gläubigkeit, zu groß war der Ehrgeiz, etwas zu schaffen, das neben dem Vorbild von Bachs h-Moll-Messe bestehen konnte, zu kolossal wurden auch die Dimensionen des Unterfangens. Verständlich also, dass der Komponist selbst von der Bindung an einen kirchlichen Rahmen Abstand nahm und etwa Goethe die Messe mit dem Vorschlag anbot, dass sie quasi als Oratorium auf Konzertpodien aufführbar sei.
Am Nexus von Kirche und Konzertsaal zu agieren, zählt zu den Spezialdisziplinen der Balthasar-Neumann Klangkörper, die seit vielen Jahren ein Garant für Sternstunden im Konzertkalender ihrer Gründungsstadt Freiburg sind. Den immensen Leistungen, welche Beethovens grenzsprengendes Monumentalwerk den Ausführenden abverlangt, stellen sie sich unter der Leitung ihres Gründers Thomas Hengelbrock. Verstärkt durch ein hochkarätiges Solistenquartett werden sie im Freiburger Konzerthaus die ebenso dramatische wie vergeistigte Topografie von Beethovens Spätwerk ausloten.
Programm:
Beethoven, Missa solemnis D-Dur op. 123
Regula Mühlemann, Sopran
Eva Zaïcik, Alt
Julian Prégardien, Tenor
Gabriel Rollinson, Bass
Balthasar-Neumann-Chor
Balthasar-Neumann-Orchester
Thomas Hengelbrock, Leitung
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